Das Krabbelzimmer
für die Kleinen mit den vielen Beinen

Spinnen

 

Systematik:

Klasse:
Spinnentiere (Arachnida)
Manch einer hält Spinnen für Insekten, allerdings bilden Insekten eine eigene Klasse und unterscheiden sich von den Spinnentieren unter anderem daran, dass sie sechs und nicht acht Beine wie die Spinnentiere besitzen, oder statt Knopfaugen Facettenaugen haben.
Die lateinische Bezeichnung für die Klasse der Spinnentiere lautet Arachnida und hat den Ursprung in der griechischen Mythologie. In dieser war Arachne eine sehr begabte Weberin. Sie war so gut, dass sie in ihrem Hochmut die Göttin Athene zu einem Wettkampf am Webstuhl herausforderte. Als Athene dann feststellte, dass der Wandteppich von Arachne dem Ihren tatsächlich ebenbürtig war und dieser auch noch die Liebeseskapaden der Götter darstellte, wurde sie so wütend und neidisch, dass sie den Teppich der Konkurrentin zerstörte und mit dem Webschiffchen auf sie einschlug. Arachne fürchtete sich vor dem Zorn der Athene und wollte sich augenblicklich an einem Strick erhängen. Athene wiederum liess dies nicht zu und verwandelte den Strick in einen Spinnenfaden und Arachne in eine Spinne, so dass diese und ihre Nachkommen auf ewig gezwungen sein sollten zu weben und an einem Faden zu hängen.

Athene schlägt Arachne in einem Werk von Peter Paul Rubens


Ordnung:
Webspinnen (Araneae)
Wenn von „Spinnen“ die Rede ist, meint man im Allgemeinen Vertreter der Webspinnen. Die Webspinnen sind mit über 40000 Arten in 110 Familien wohl die bekannteste Ordnung der Spinnentiere. Zu den Spinnentieren gehören  auch Milben, Skorpione, Weberknechte oder Pseudoskorpione.

Familie:
Vogelspinnen (Theraposidae)
Eine der 110 Familien der Webspinnen bilden die Vogelspinnen, welche es auf etwa 900 beschriebene Arten in 116 Gattungen bringen, wobei man aber von deutlich mehr ausgehen muss.
Der deutsche Name „Vogelspinne“ ist höchst wahrscheinlich der bekannten Künstlerin und Naturforscherin Maria Sibylla Merian zu verdanken. Diese ging im Jahre 1705 auf eine Reise nach Surinam und hatte dann ihre Eindrücke in dem Werk „Metamorphosis insectorum Surinamesium“ veröffentlicht, in welchem auf Seite 18 eine grosse Spinne abgebildet ist, die auf einem Ast einen Kolibri verspeist. Dieses Bild inspirierte den schwedischen Naturforscher Carl von Linne eine Spinne mit dem Namen Aranea avicularia (Heute Avicularia avicularia) zu beschreiben („avicularius“ bedeutet ins Deutsche übersetzt „vogelartig“).

Bild von Maria Sibylla Merian

Im englischen Sprachraum nennt man Vogelspinnen „Tarantula“. Der bei uns verbreitete Name „Tarantel“ bezieht sich allerdings auf Arten die der Familie der Wolfsspinnen angehören und somit keine Vogelspinnen sind. Dies führt immer wieder zu Verwechslungen. Die englische Bezeichnung „Tarantula“ bekamen die Vogelspinnen von den spanischen Eroberern, welche die grossen Spinnen nicht kannten und diese einfach nach den zuhause in Südeuropa bekannten Taranteln benannten.
Taranteln haben ihren Namen der süditalienischen Stadt Tarent zu verdanken und wegen „ihrem“ Biss entstand der bekannte Tanz „Tarantella“ oder die Redensart „wie von der Tarantel gestochen“, weil der Gebissene durch die Giftwirkung unkontrollierte Bewegungen machte und der Sage nach von einer Art Tanzwut befallen wurde. Da der Biss der Tarantel allerdings relativ harmlos ist, wird vermutet, dass der eigentliche Täter eher die in Südeuropa vorkommende europäische schwarze Witwe (Latrodectus tredecimguttatus) ist und man damals aus Unwissenheit einfach die grössere Tarantel für den Spinnenbiss verantwortlich machte. Die europäische schwarze Witwe ist einiges giftiger als die harmlose Tarantel (Apulische Wolfsspinne, Lycosa tarentula), jedoch nicht ganz so giftig wie ihre berüchtigten Verwandten aus Australien (Rotrückenspinne, Latrodectus hasselti) oder den USA (Schwarze Witwe, Latrodectus mactans).


Wolfsspinnenart



Europäische schwarze Witwe



Verbreitung:

Die Spinnen haben sich seit ihrem ersten Auftreten vor ca. 350 Millionen Jahren nur wenig verändert. Eine grosse Veränderung war auch gar nicht von Nöten, denn sie konnten sich so wie sie sind äusserst Erfolgreich in den verschiedensten Orten der Welt etablieren.
Die Verbreitung der Vogelspinnen erstreckt sich grob etwa vom 40 Breitengrad südlich bis zum 40 Breitengrad nördlich, wobei sie vorwiegend in tropischen und subtropischen Regionen zuhause sind, wo man sie in feuchten Regenwäldern wie aber auch in trockenen Wüsten antreffen kann. Vor etwa 30 Millionen Jahren, im Tertiär, gehörten sie noch zur Fauna von Europa, während heute nur noch wenige echte Vogelspinnenarten in Südeuropa zu finden sind. Es sind dies kleinere Vogelspinnenarten der Gattung Chaetopelma oder Ischnocolus welche in Spanien, Portugal, Süditalien oder auf Zypern verbreitet sind.



 

Merkmale:

Wie alle Spinnentiere haben auch die Webspinnen acht Beine und einen Körper der grob in den Vorderkörper (Prosoma) und den Hinterkörper (Opisthosoma) geteilt werden kann. Am Vorderkörper befinden sich die Beine, die Tastorgane (Pedipalpen), die Kieferklauen (Cheliceren), die Mundöffnung und die Augen. Am Hinterkörper befinden sich auf der Unterseite die Geschlechtsöffnung und die spaltartigen Atemhöhlen und am hinteren Ende des Opisthosomas sitzt der After und die Spinnwarzen.


Die Taster werden von Jungspinnen als fünftes Laufbeinpaar genutzt, ansonsten dienen sie verschiedenen Zwecken wie eben dem Ertasten oder der Kommunikation durch trommeln. Bei den Vogelspinnenmännchen befinden sich am Ende der Taster die taschenartigen sogenannten Bulbi, in welchen das Sperma gelagert und dann in die Geschlechtstasche der Weibchen übergeben wird.
Die 10 Knopfaugen der Vogelspinne sind als Hauptaugen und Nebenaugen auf dem Augenhügel verteilt, welcher sich auf dem Prosoma befindet. Die Sehstärke ist bei Vogelspinnen nur ganz schwach ausgebildet.
Der Hinterleib ist weich und dehnbar und somit ein sehr verletzlicher Teil der Spinne. Ein Fall aus geringer Höhe kann bereits den Tod bedeuten.
Einige Spinnenarten aus der neuen Welt (amerikanische Kontinente) sind zumeist am Hinterleib mit Brennhaaren, die einen starken lange anhaltenden Juckreiz auslösen können, ausgerüstet. Manche Arten können diese einem Feind aktiv entgegen schleudern in dem sie dem Feind den Hinterleib entgegen strecken und dann mit den hinteren Beinen die Haare abschaben. Diese Spinnen werden Bombardierspinnen genannt. Andere Arten z.B. der Gattung Avicularia bombardieren selten bis garnicht aber besitzen ebenfalls Brennhaare. Oft „bombardierende“ Arten wie die der Gattung Brachypelma weisen dadurch am hinteren Ende des Hinterleibs oft kahle Stellen auf, an welchen man dann eine bevorstehende Häutung gut erkennen kann wenn sich die Haut dunkel verfärbt. Manche Arten statten auch ihre Wohnröhre bei anstehender Häutung oder den Kokon gerne mit Brennhaaren aus. Vogelspinnen sind aber nicht nur am Hinterleib stark behaart, auch Vorderleib und Beine sind es. Die verschiedensten Sinneshaare ermöglichen es der Spinne zu riechen, zu hören oder allerleichteste Schwingungen wahr zu nehmen und mit den äusserst feinen Hafthaaren kann die Spinne sogar Glasscheiben hochklettern.
Die Grösse von Vogelspinnen reicht von 1-2cm kleinen Arten wie der Aphonopelma paloma bis zur wohl grössten Art, der Riesenvogelspinne (Theraphosa blondi), welche mit bis zu 30 cm Beinspannweite, tennisballgrossem Hinterleib und 2,5cm langen Kieferklauen für Rekordzahlen sorgt.
Das Alter der Vogelspinnen ist stark Arten- und Geschlechts-abhängig. Männchen werden meist deutlich weniger alt als Weibchen. Die älteste in Gefangenschaft gehaltene Vogelspinne soll ein weiblicher Vertreter aus der Brachypelma Gattung gewesen sein und über 30 Jahre gelebt haben. Die Meisten erreichen allerdings ein Alter von 15 bis 20 Jaheren, wobei amerikanische Arten allgemein älter werden sollen als ihre Verwandten aus Afrika und Asien.
Wie bei allen Insekten und Spinnentieren wächst der Chitinpanzer nicht mit, was zur Folge hat, dass sich die Spinne von Zeit zu Zeit häuten muss. Die Häutungszeit bedeutet für die Spinne auch die gefährlichste Zeit. Während sie sich auf dem Rücken liegend in der Häutung befindet, welche mehrere Stunden beanspruchen kann, ist sie natürlich völlig wehrlos und könnte dadurch selbst von ihren Beutetieren angeknabbert und somit getötet werden. Auch besteht die Gefahr, dass es zu Komplikationen bei der Häutung kommt und sie in der Haut stecken bleibt und verendet, was eine Störung oder zu trockene Umgebung als Ursprung haben kann. Die Häutungsintervalle sind altersabhängig. Ganz junge Spinnen häuten sich monatlich, während sich adulte Weibchen etwa einmal jährlich häuten und Männchen nach dem Erreichen des adulten Alters meist nicht mehr. Eine erwähnenswerte Besonderheit der Spinnentiere ist, dass sie fehlende Gliedmassen bei der Häutung wieder regenerieren können
.


Lebensweise:

Vogelspinnen werden grob in baumbewohnende und bodenbewohnende Arten aufgeteilt, wobei Letztere wieder unterteilt werden in „am Boden“ und „im Boden“ lebende Arten. Zu den bekannteren Baumbewohnern gehören Arten der Gattung Poecilotheria (auch als indische Ornamentvogelspinnen bekannt) oder die auf dem amerikanischen Kontinent beheimateten Avicularia, während die mittelamerikanischen Brachypelma-Arten bei den Bodenbewohnern in der Terraristik wohl am verbreitetsten sind.
Vogelspinnen sind vorwiegend zur Dämmerungszeit und in der Nacht aktiv, wo sie in der Nähe des Baus Beutetieren auflauern. In der Regel sind sie nie allzu weit weg von ihrem Bau anzutreffen, weshalb auch relativ kleine Terrarien als Mindestgrösse angegeben werden. Männchen allerdings begeben sich in der Paarungszeit auf der Suche nach einem Weibchen auf ausgedehnte Wanderungen.
Vogelspinnen sind Einzelgänger die ansonsten nur zu Paarungszwecken ihres Gleichen aufsuchen. In Ausnahmefällen wurde beobachtet, dass ein friedliches Zusammenleben bestimmter Arten, einem Pärchen oder einem Muttertier mit Nachwuchs unter gewissen Umständen über einen längeren Zeitraum möglich ist, allerdings ist das Risiko von Verlusten immer gegeben und auch relativ hoch, so dass Vogelspinnen einzeln gehalten werden. Auch bei Verpaarungen ist aggressives Verhalten verbreitet, wobei das auch stark von der jeweiligen Art abhängt. Bei manchen Arten funktioniert eine Verpaarung meist problemlos, bei anderen ist die Übergabe des Spermas oft der letzte Akt im Leben des Männchens.
Das Muttertier legt dann später je nach Art 30 bis 2000 befruchtete Eier in einen Kokon und bewacht diesen bis zum Schlupftag. Die frisch geschlüpften Nymphen werden manchmal auch als Spiderlinge bezeichnet. Mit der ersten Häutung sind sie dann voll entwickelte kleine Spinnen und ihr Alter wird dann mit 1. Fresshaut (FH) angegeben. Bei jeder Häutung erhöht sich die Altersangabe um 1, bis das adulte Stadium nach der so genannten Reifehäutung erreicht wird, was je nach Art und Geschlecht unterschiedlich lang dauert
.

 

Nahrung und Feinde:

Vogelspinnen können alles überwältigen was in etwa gleich gross ist. In freier Wildbahn kann dies neben der normalen Beute wie Insekten oder anderen Arthropoden, bei grösseren Arten in Ausnahmefällen auch mal ein Kleinsäuger, ein kleiner Vogel oder ein kleines Reptil oder kleine Amphibien sein.
Die Verfütterung von Mäusen in der Terraristik ist auch oft ein Thema. Zu diesem sinnlosen Actionspektakel habe ich mich schon im Teil zu Parabuthus villosus geäussert, aber ich mache es auch gerne nochmal. Kein vernünftiger Spinnenhalter verfüttert seiner Spinne Mäuse, weil:
1.      Die nur bei wenigen Arten überhaupt zum erweiterten Beutespektrum gehören und das dann auch nur in Ausnahmefällen.
2.      Weil es vollkommen unnötig ist, da eine Ernährung nur mit Insekten nicht nur natürlicher, sondern erwiesenermassen auch völlig ausreichend ist. Im Gegensatz dazu soll eine häufige Ernährung mit Wirbeltieren sogar schädlich sein.
3.      Weil das Verletzungsrisiko für die Spinne deutlich erhöht wird.
4.      Weil Säugetiere ein völlig anderes Nervensystem als Arthropoden aufweisen und erheblich mehr leiden, was dann aus ethischen Gesichtspunkten auch klar dagegen spricht.
5.      Es wird an verschiedener Stelle erwähnt, dass es laut Tierschutz verboten sei Wirbeltiere zu verfüttern wenn es nicht notwendig sei, was es wie erwähnt bei Arthropoden sicher nicht ist.

Was die Feinde betrifft, so haben Vogelspinnen auch genug. Gefahr droht von Artgenossen und anderen Spinnentieren, Insekten, Vögeln, Reptilien aber auch von einigen Säugetieren wie zum Beispiel dem Menschen. Bei einigen Stämmen in Südamerika oder in manch südasiatischen Ländern wie z.B. Kambotscha, gelten Vogelspinnen als Delikatesse. Sie werden gebraten, fritiert und selten sogar roh verspeist und die Kieferklauen dienen dann mancherorts noch als Zahnstocher.
Zu den bekanntesten und berüchtigsten Feinden zählen wohl einige solitär lebenden Wespenarten. Der bis zu 5cm grosse Tarantulafalke (Pepsis formosa) ist eine solche. Wenn diese eine Vogelspinne entdeckt hat, beginnt ein Kampf um Leben und Tod wobei die flinke Wespe meist gewinnt und die Spinne mit einem Stich lähmt. Das gelähmte Tier wird dann in ein Loch gezerrt. Dort legt die Wespe ein Ei auf die Spinne und verschliesst dann das Loch. Die Larve der Wespe ernährt sich dann von der Spinne bis zur Verpuppung. Die frisch geschlüpfte Wespe ernährt sich dann wie die meisten adulten Wespen nur noch von Früchten und Nektar.

 

Terraristik:

Vogelspinnen werden immer beliebter und das Artenangebot ist enorm. Es gibt auch von fast allen Arten erfolgreiche Nachzuchten. Das ist etwas worauf man beim Kauf der Tiere unbedingt achten muss. Lasst euch vom Verkäufer bestätigen, dass es sich um Nachzuchten handelt, ansonsten gilt: Finger weg! Einige Arten sind durch die unkontrollierte Massenentnahme aus ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet an den Rand des Aussterbens gedrückt worden und zudem sind Wildfänge oft viel heikler und krankheitsanfälliger.
Vor dem Kauf der Tiere muss man sich aber natürlich erst mal richtig informieren und ein geeignetes Terrarium dem Tier entsprechend einrichten und dann einige Tage lang leer lassen und die Klimadaten überprüfen, bis alles stimmt. Idealtemperatur und relative Luftfeuchtigkeit unterscheiden sich erheblich von Art zu Art. Es hat sich aber herausgestellt, dass die allermeisten Arten hervorragend gedeihen bei Temperaturen von 25-28°C und relative Luftfeuchtigkeitswerte von 60-70%.
Was die Frage nach einer Anfängerspinne betrifft, findet man meist Empfehlungen wie Grammostola rosea oder Brachypelma smithi.
Hier hängt auch wieder vieles vom Halter ab, was er sich zutraut, wie sicher er sich fühlt oder wie sehr er sich mit der Materie auseinandersetzt. Im Prinzip kann dann jede Vogelspinne als Einstiegstier dienen, allerdings gibt es einige Dinge die man bei Unsicherheit beachten kann.
Asiatische Vertreter wie z.B die wunderschönen Poecilotheria Arten sind äusserst flink und besitzen auch ein stärkeres Gift, während viele afrikanische Arten oft als etwas aggressiver und bissfreudiger gelten, daher tauchen diese eher selten als Einstiegsempfehlungen auf
. Zum Anfangen wird oft eine Art aus der neuen Welt empfohlen (Avicularia ssp, Brachypelma ssp oder Grammostola ssp sind die am häufigsten genannten Gattungen). Auch da kann es dann aber wieder feine Unterschiede von Art zu Art geben. Hans W. Kothe zum Beispiel findet die Goldknie-Vogelspinne (Brachypelma auratum) als geeignet zum Einstieg, weil sie als ruhig und pflegeleicht gilt. Die wohl bekannteste und verbreitetste Vogelspinne überhaupt, die Rotknie-Vogelspinne (Brachypelma smithi) empfiehlt er hingegen nur als bedingt geeignet zum Anfangen, da es eine als unberechenbar geltende Bombardierspinne sei.
Das kann ich was die Unberechenbarkeit angeht nur bestätigen, meine subadulte B. smithi ist sehr launisch und unberechenbar, an einem Tag ist drohen angesagt, am nächsten ist sie ruhig und das nächste Mal werden Haare gespickt… im Vergleich zum Avicularia versicolor Männchen ist sie der reinste Satansbraten . Diesbezüglich würde ich klar zur eher scheuen sich meist klein machenden Avicularia raten, die bombardieren zudem auch nicht. Die B.smithi bietet allerdings auch einige Vorteile und wenn man mit ihrem Wesen gut umzugehen weiss, entstehen auch keine Probleme.
Die Haltungsbedingungen könnten ein weiteres Kriterium sein. Trockene und wärmere klimatische Bedingungen sind einfacher zu bewerkstellen.
Es heisst, dass ältere Tiere generell etwas ruhiger, gelassener und träger sind. Weiter sind ganz junge Spinnen hektischer und reagieren sensibler auf Haltungsfehler, insofern empfiehlt es sich vielleicht bei Unsicherheit mit einem adulten Tier zu beginnen. So verpasst man allerdings die verschiedenen Entwicklungsstadien, was auch schade ist.
Weiter hängt es auch davon ab was man selbst erwartet. Will man die Spinne öfter sehen oder ist das nicht ganz so wichtig? Viele Vogelspinnenarten sind nämlich nicht so zeigefreudig. Hier empfiehlt sich zum Beispiel wieder eher die B.smithi, welche sich gerne auch mal vor dem Bau aufhält und als relativ aktiv gilt, während sich die Avicularia versicolor meist in ihrem Wohngespinst aufhält und sich seltener zeigt.
Wer gerne ein schön eingerichtetes Terrarium präsentieren möchte, sollte auch auf keinen Fall eine stark webende Spinne wie zum Beispiel eine P. murinus zulegen, denn die spinnt gerne mal das ganze Terrarium zu, so dass ausser einem weissen Netzteppich nicht mehr viel von der schönen Einrichtung zu sehen ist. Man muss sich auch bewusst sein, dass manche Arten das Terrarium nach eigenem Geschmack wieder völlig ummodeln können.
Wie man sieht bietet jede Art ihre Vor- und Nachteile und DIE Anfängerspinne gibt es meines Erachtens nicht.


Gift:

Spinnen lösen bei vielen Menschen Urängste aus. Das Aussehen mit den vielen Beinen und Augen, die starke Behaarung und die vampirartigen Kieferklauen mit welchen manche Arten ein für den Menschen gefährliches Gift injizieren können, wirkt befremdend und beängstigend und auch manch ein Gerücht oder Aberglaube hält sich hartnäckig fest und trägt seinen Teil dazu bei weshalb die Spinnen bei vielen so gefürchtet und verhasst sind. Speziell Vogelspinnen werden auf Grund ihrer Grösse oft als äusserst gefährliche, aggressive und todbringende Monster verschrien, dabei ist die Realität eine völlig andere und der schlechte Ruf der Spinnen allgemein vollkommen ungerechtfertigt.
Webspinnen sind Nützlinge und fressen weltweit jeden einzelnen Tag Tonnen von Insekten. Sie leisten der Menschheit einen riesen Dienst, was leider gerne vergessen wird, und sie verdienen es mit Respekt und Achtung behandelt zu werden. Die Zahl der Schädlinge welche im Garten die Ernten vernichten, oder die der Mücken und Stechfliegen die uns belästigen und Krankheiten übertragen, wäre um ein vielfaches höher wenn es keine Spinnen gäbe.
Im Gegensatz zu den Zecken, welche zu den Milben gehören und somit auch Spinnentiere sind, gehören Menschen nicht ins Beutespektrum von Webspinnen, auch wenn manch ein Hollywoodhorrorfilm oder alte Sagen das Gegenteil suggerieren wollen. In der Regel flieht jede Spinne wenn sie die Möglichkeit dazu hat. Zu Beissunfällen kommt es nur wenn sie sich bedroht fühlt weil sie zum Beispiel keine Fluchtmöglichkeit hat und droht zerquetscht zu werden, oder sie versucht ihren Kokon zu beschützen.
Die meisten Spinnen in Europa haben auf Grund der geringen Grösse nicht mal die Möglichkeit einen Menschen zu beissen weil sie nicht durch die Haut dringen können.
Viele Spinnen haben neurotoxisch (Nerven angreifend) und manche auch nekrotisch (Gewebe zersetzend) wirkende Gifte, und vereinzelt gibt es noch wenige Arten deren Gift hämolytisch (Auflösung von Blutkörperchen) wirkt. Gift hat jedoch jede Webspinne, ungiftige Spinnen gehören also auch ins Reich der Mythen.
Für den Menschen gefährliche Arten gibt es weltweit jedoch nur ganz wenige.
Zu den giftigsten Spinnen zählen einige in Australien beheimatete Trichternetzspinnenarten wie zum Beispiel die Sydney Trichternetzspinne (Atrax robustus), allerdings gibt es in Australien dank eines Antiserums seit vielen Jahren keine tödlichen Unfälle mehr obschon es jedes Jahr bis zu 40 Beissunfälle gibt und selbst zuvor gab es relativ wenig Todesfälle zu beklagen. Interessant ist dabei, dass das Atracotoxin dieser Spinnen äusserst wirksam gegen Menschen und andere Primaten ist (Obschon es in Australien keine Affen gibt), während Haustiere wie Hunde oder Katzen kaum auf das Gift reagieren.
Auch einige Arten der echten Witwen (Latrodectus ssp.) oder einige als ziemlich aggressiv geltende Kammspinnenarten aus Südamerika (Phoneutria ssp.), welche oft auch als Bananenspinnen bekannt sind weil sie ab und an mal als blinder Passagier in Bananenkisten einreisen, besitzen sehr starke Gifte die einem Menschen gefährlich werden können, allerdings kommt es auch bei ihnen selten zu tödlichen Zwischenfällen und wenn, dann sind meist schwache oder allergisch reagierende Menschen betroffen, insofern wird auch dazu in Presseberichten und Filmen oft viel heisser gekocht als gegessen.
Es kommt auch vor, dass Spinnen gar kein Gift injizieren und nur einen sogenannten Trockenbiss ausüben.
Aber um von den wenigen gefährlichen Vertretern der Webspinnen mal wieder zurück auf die Vogelspinnen zu kommen:
Vogelspinnen sind für gesunde Menschen völlig ungefährlich. Die Giftwirkung eins Bisses wird allgemein mit Bienenstichsymptomatik beschrieben, wobei einige wenige Arten eine Ausnahme darstellen. Bei den asiatischen Poecilotheria- sowie Haplopelma-Arten wie auch vereinzelten Arten wie der afrikanischen Pterinochilus murinus oder Stromatopelma calceatum können im schlimmsten Fall mehrere Tage anhaltende Symptome wie Muskelkrämpfe, Lähmungserscheinungen, Benommenheit oder Schüttelfrost auftreten. Für den allergrössten Teil der Vogelspinnenarten gilt aber die Bienenstichsymptomatik. Eine Gefahr besteht da nur für Allergiker. Weit unangenehmer oder schmerzhafter als der Stich einer Biene ist allerdings der Biss selbst. Die Kieferklauen sind natürlich erheblich grösser als ein Bienenstachel und zudem erfolgen zwei Einstichstellen.
Die eigentliche Gefahr bei Vogelspinnenbissen ist das Risiko einer Infektion. An den Kieferklauen befinden sich viele Keime die beim Biss in die Wunde gelangen.
Einige amerikanische Vogelspinnenarten besitzen zudem wie bereits erwähnt sogenannte Brennhaare, welche von einigen Arten auch aktiv verspickt werden können. Diese feinen mit vielen Wiederhaken besetzten Brennhaare verursachen auf der Haut einen starken Juckreiz der über mehrere Stunden anhalten kann. In schlimmen Fällen kann es auch zu einem starken Hautausschlag kommen. Geraten die Haare in die Atemwege, kann es zu starken Hustenanfällen oder bei Allergikern zu bedrohlichen Schwellungen führen, und kommen sie in Kontakt mit den Augen droht eine Bindehautentzündung. Es wird angenommen, dass es sich bei den Haaren nicht um eine giftige, sondern um eine rein mechanische Wirkung der Wiederhaken handelt.
Wie man sieht, hält sich die Gefahr die von Spinnen aus geht, speziell auch von Vogelspinnen, stark in Grenzen. Spinnen sind nicht so beissfreudig wie man uns oft weismachen will. Kuscheltiere werden sie allerdings auch nie sein und sie entwickeln auch kein spezielles Zutrauen zum Halter oder empfinden einen direkten Kontakt als besonders angenehm. Zuhause bei der Wohnröhre fühlen sie sich wohler als auf der Hand eines Menschen, weshalb ein Anfassen nur Sinn macht wenn man damit jemanden aufklären und Ängste nehmen kann. Hat man einmal die grösste Angst vor Spinnen überwunden, kann man unter den kleinen Nützlingen auch wahre Schönheiten entdecken, angefangen von kleineren heimischen Arten wie der Enoplognatha ovata oder der Wespenspinne (Argiope bruennichi), bis hin zu grossen bunten und schön gezeichneten Vogelspinnen wie beispielsweise der Poecilotheria metallica
.

Enopolgnatha ovata


Wespenspinne (Argiope bruennichi)


Poecilotheria metallica


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