Das Krabbelzimmer
für die Kleinen mit den vielen Beinen

Parabuthus villosus

Systematik:

Stamm:          
Gliederfüsser (Rund 80% der Tierarten gehören diesem Stamm an)
Unterstamm: 
Kieferklauenträger
Klasse:           
Spinnentiere
Ordnung:          
Skorpione
Familie:                
Buthidae (Grösste Familie der Skorpione mit über 900 Arten in ca. 90 Gattungen)
Gattung:
Parabuthus (Diese Gattung umfasst 31 Arten die vorwiegend in Afrika behaimatet sind)
Art:                           
villosus (Es gibt drei Farbvariationen, "typical", "black" und "oranje". P. villosus ist der grösste Vertreter der Gattung sowie wahrscheinlich auch der Familie)

 
0.1 "black morph" (0.1 ist eine Geschlechts- und Anzahl-Angabe in der Terraristik, die erste Stelle gibt die Anzahl Männchen an, die zweite die Anzahl Weibchen und die dritte die Anzahl noch unbestimmter Tiere, wobei die letzte Stelle nicht angegeben werden muss wenn keine unbestimmten Tiere dabei sind. Hier handelt es sich also um 1 Weibchen.)


 

Verbreitungsgebiet:

P.villosus ist im südlichen Afrika (Südafrika und Namibia) beheimatet. Er lebt in ariden-semiariden Gebieten unter Steinen oder in selbst gegrabenen Höhlen. Der Oranje Farbmorph kommt nur in einem kleinen felsigen Gebiet am Fluss Oranje in Namibia vor (Manche Berichte erwähnen dabei die Gegend bei Oranjemund).

Fluss Oranje

 
Parabuthusgebiet in der Nähe von Lüderitz



Merkmale und Verhalten:

Name:
Im Gegensatz zu manch anderen Skorpionen besitzt  P. villosus nur den lateinischen und keinen deutschen Namen.

Grösse:
Laut einiger Berichte im Netz werden sie bis zu 18cm gross, wobei 10-12 cm die Regel ist und Maximalangaben von 14- 16 cm eher realistisch erschienen. Die Weibchen sind in der Regel deutlich grösser als die Männchen.

Alter:
P. villosus Männchen sind im 7, Weibchen im 8. Instar adult (Ausgewachsen und Geschlechtsreif).  Abhängig von den Bedingungen (Futter, Klima) erreicht Parabuthus villosus das adulte Alter in 1 bis 2 Jahren nach der Geburt.
Altersangaben von P. villosus sind schwer zu finden. Ich konnte Angaben zum nahen Verwandten P. transvaalicus von 5 bis 15 Jahren finden. Das Männchen, wie bei vielen Spinnentieren üblich, dürfte dabei wohl deutlich weniger alt werden.
Wer sich ein P. villosus Weibchen kauft, darf sich also bei guten Bedingungen auf 10 Jahre und mehr einstellen.


Aussehen:
Der dicke Schwanz und die schmalen Scheren weisen den Parabuthus villosus als sehr giftigen Skorpion aus, wobei diese Faustregel wie erwähnt nicht zu 100% auf alle Arten anwendbar ist.
Es sind 3 verschiedene Farbvariationen im Handel;  der "black morph" (schwarzer Körper und Beine, rötlich braune Scheren), der "oranje morph" (rotbrauner, dunkler Körper und orangebraune Pedipalpen und Beine) und der "typical morph" (brauner, dunkler Körper und Pedipalpen, bernsteinfarbene Beine). Die Farbvariationen sind keine Züchtungen, die Tiere kommen endemisch in freier Wildbahn vor.


0.1 "black morph"


0.1 "oranje morph"


1.0 "typical morph"

 

Geschlechtsunterschiede:
Die Männchen sind wie erwähnt etwas kleiner und weniger massig als die Weibchen, zudem ist die Manus (verdickte Stelle bei Scherenanfang) etwas bulliger (wie Boxerhandschuhe), was aber eher im adulten Stadium auffällt.
Einen eindeutigen und altersunabhängigen Geschlechtsunterschied kann man am Kammorgan erkennen; Weibchen besitzen eine deutlich vergrösserte proximale mediane Lamelle (PML).

Die Geschlechtsunterscheidung bei der Anzahl der Kammzähne soll bei P.villosus weniger zuverlässig sein wie bei anderen Arten
.

 
Besondere Merkmale:
Die Grösse, die relative Aktivität und Zeigefreudigkeit auch Tagsüber, die einfach zu simulierenden klimatischen Verhältnisse und die anderen besonderen Merkmale machen Parabuthus villosus zu einem beliebten Skorpion in der Terraristik.
Im Detail:
- Wie erwähnt ist P. villosus ein relativ grosser Skorpion. Er ist der Grösste Vertreter der Gattung Parabuthus wie aber wohl auch der ganzen, 900 Arten umfassenden, Familie der Buthidae.
- P.villosus und einige andere Parabuthus Arten häuten sich auf dem Rücken liegend, was bei Skorpionen ansonsten selten der Fall ist und eher auf Vogelspinnen zutrifft.
- P. villosus kann mit seinem Stachel über den Rückenpanzer streifen und damit deutlich hörbare Warngeräusche machen (stridulieren). Bei meinem Oranje-Weibchen konnte ich das schon beobachten. Beim stridulieren soll P.villosus auch von seinem nach Meerrettich riechenden Gift verteilen können.
- Auch "skorpionuntypisch" ist das Jagdverhalten. Sie sind natürlich wie alle Skorpione auch Lauerjäger, allerdings gehört P. villosus zu den wenigen Arten die auch aktiv auf Beutesuche gehen und einem Tier auch schon mal nachjagen können.
- Sehr speziell ist auch, dass sie verglichen mit den meisten anderen Skorpionen ziemlich aktiv sind und sich auch mal am Tag blicken lassen, wobei das meist in den Abendstunden und auch mehr auf ältere und weibliche Tiere zutreffen soll, was ich im grossen Ganzen von meinen Tieren bestätigen kann. Die Mädels sind klar öfter am Tag zu sehen, sogar auch mal in den Morgen- oder Mittagstunden, während die Männer jeweils später erscheinen. Diese Tagaktivität wurde nur bei ganz wenigen Skorpionarten so ausgeprägt beobachtet, selbst die nächst verwandte Art, der P. transvaalicus, soll in dieser Beziehung ein ausgesprochener Nachtgänger sein.
- Eine weitere Besonderheit ist das Gifthandling. Sie gehören zu den wenigen Arten die das Gift bei starker Erregung bis zu 1 Meter weit versprühen können, wobei dies eine nicht unumstrittene Maximalangabe ist.
Da Skorpione sehr schlecht sehen, ist die auch oft zu lesende Aussage, dass sie es gezielt Richtung Augen spritzen können, stark anzuzweifeln.
Fressfeinde wie z.B. das Erdmännchen, welche sich auf ihre Leibspeise (Skorpione) "spezialisiert" haben, sollen aufgrund dieses Verteidigungsmechanismus einen Bogen um diese Tiere machen und sich lieber mit weniger wehrhafte Arten abgeben.


Erdmännchen mit Mittagessen


Verhalten:
Wie bereits erwähnt sind die Damen eher mal bei Licht zu sehen. Auch soll es bezüglich "Aggressivität" oder Mut deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede geben. Ältere Weibchen sollen sich dem Gegner eher mal stellen, auch das kann ich im grossen Ganzen so unterschreiben. Meine Männer verkriechen sich in der Regel schneller in ihr Versteck bei Störungen. Speziell meine Orannje-Dame ist da um einiges mutiger. Dort bedarf es etwas mehr "Überredungskunst" sich weg zu bewegen, sie hat mich auch, wie bereits erwähnt, schon mal mit stridulieren gewarnt, was ich sonst bisher bei keinem Beobachten konnte. Es verkriechen sich eigentlich alle wenn der Weg frei ist, auch die Black-Lady, nur die Oranje-Dame ist öfter mal etwas zickig. Die Black-Lady ist da deutlich weniger kampflustig.
Ich habe auch schon gelesen, dass es bezüglich den verschiedenen Farbmorphen Unterschiede im Verhalten geben soll. So sollen die Oranjes und die Typical etwas scheuer und nervöser sein und empfindlicher auf Störungen reagieren, während die Blacks etwas gelassenere Zeitgenossen sein sollen. Auch diese Aussagen kann ich grossteils bestätigen, allerdings ist das Verhalten natürlich von diversen Faktoren abhängig (Erfahrungswerte, Stresszustand, Klima, Alter etc.), so dass Aussagen über das Verhalten generell mit Vorsicht zu geniessen sind und man sich nie darauf verlassen sollte. Der eine Skorpion kann heute noch ängstlich in die Höhle fliehen und sich am Tag darauf mutig dem Gegner stellen und aggressives Verhalten an den Tag legen, das sollte man immer im Hinterkopf behalten.
Hier noch weitere Beispiele zu meinen Tieren:
Meine Black-Lady lässt sich selten aus der Ruhe bringen, selbst ein Umsetzen mit der Pinzette lässt sie vergleichsweise locker über sich ergehen (vielleicht ist sie mit dem starken Übergewicht auch einfach nur zu träge), da wehrt sich das Typical-Männchen jedenfalls deutlich intensiver.
Bei einer kleinen Umstellung im Terri fiel 2,3 mal etwas Sand ins Versteck des Oranje-Weibchens, das veranlasste sie kurz darauf hervorzukommen, hektisch umherzulaufen und sich 24 Std nicht mehr in einen Unterschlupf zu trauen. Auf eine Störung im Versteck reagieren die Tiere zum Teil sehr sensibel, das ist auch oft zu lesen, deshalb sollte man speziell darauf achten eine solche zu vermeiden (Licht, Eruptionen etc.)! Wer es nicht lassen kann und dennoch einen Blick ins Versteck mit der Taschenlampe werfen will, der sollte eine rote Folie vor die Lampe halten, denn die Tiere können Rotlicht weniger wahrnehmen und fühlen sich dadurch natürlich auch weniger gestört.
Mein adultes Typical-Männchen ist sehr sensibel. Ein einziges Mal konnte ich bei ihm aggressives Verhalten feststellen. Als ich den halben Tag lang das Nachbarterrarium einrichtete und es ständig etwas lärmte und rüttelte, wurde es ihm dann mal zu viel und er kam plötzlich aus seinem Versteck geschossen, rannte in meine Richtung und bearbeitete dann die Schiebetür hektisch mit seinen Scheren. Dieses Verhalten konnte ich bisher nie mehr beobachten und auch im Netz hab ich nichts ähnliches entdeckt. Ansonsten ist er aber sehr scheu und ist meist der Letzte der sich am Abend blicken lässt. Als ich ihn frisch gekauft hatte, verkroch er sich in seinen Unterschlupf und hat sich dann erstmal 10 Tage nicht hervorgetraut, was ich an den fehlenden Spuren im frischen Sand feststellen konnte. Er hatte aber in der Zeit auch viel negatives erlebt, er ist dem Händler heruntergefallen, hat diverse Umzüge zu der Zeit hinter sich bringen müssen und hat sogar ein Bein verloren, insofern lässt sich sein etwas ängstlicheres Wesen vielleicht erklären sofern die Tiere sowas wie ein Langzeitgedächtnis besitzen sollten. Auf alle Fälle ist er mit Abstand der Scheuste und Hektischste, wobei er nun nach über einem Jahr aber sehr viel zeigefreudiger und weniger ängstich ist als noch zu Anfang.


Paar-/Gruppenhaltung:
Von einer Gruppen- oder Paar-Haltung wird oft abgeraten, wie ich in Literatur, Internet und auch vom Händler erfahren musste. Wenn die Tiere aber gute Bedingungen vorfinden, das heisst genug Platz/Ausweich- und Versteck-Möglichkeiten, sowie ausreichend Futter, so soll aber zumindest eine Paarhaltung laut einiger Züchter problemlos funktionieren, was ich bestätigen kann. Ein 60x40x30 cm Terrarium wird als Mindestgrösse bei Paarhaltung angegeben und das hat bei mir auch gut funktioniert.
Das Oranjepäärchen in meinem 60x40cm Terri trennte anfangs eine dünne kleine Plexiglasscheibe, welche ich dann wegnahm, als ich sah, dass sie sich nicht aggressiv verhalten und er eindeutig zu erkennen gab, dass er rüber will. Er „klebte“ öfter lange und seltsam verrenkt an der Terrariumrückwand beim dünnen „Luftschlitz“ der Trennwand (Vielleicht nahm er so den Duft der Angebeteten besser wahr?).


1.0 "oranje" bei Gymnastik?


Ich hielt die beiden dann für ca. 4 Monate problemlos zusammen und konnte zu Anfangszeiten 3 Mal den Paarungsakt beobachten. Ich entdeckte nur ein einziges Mal eine „kritische“ Situation, als das Männchen versuchte sich an der Mahlzeit von der soeben erlegten Schabe des Weibchens zu beteiligen. Sie wollte allerdings nicht teilen und so hat sie ihn mit dem Schwanz versucht weg zu drücken (nicht stechen), was ihr aber nicht gelang. Ich hab dann sicherheitshalber eingegriffen und das hartnäckige Kerlchen weggetrieben, schliesslich soll er selber für sein Futter arbeiten. Das war dann aber eine Situation in der ich mein Experiment mit der Paarhaltung kurz überdachte, obschon es nicht richtig kritisch wurde. Ansonsten konnte ich nicht die geringsten Anzeichen von Aggressionen feststellen. Selbst übereinander steigen wurde problemlos geduldet. Manchmal hielten sich sogar beide in der gleichen Höhle auf, was aber selten und nicht die Regel war.
In dem Terrarium hatte es 4,5 Versteckmöglichkeiten/Unterschlüpfe und ich hab geschaut, dass stets genug Futter und ein Tropfen Wasser vorhanden war, damit es an nichts mangelte was eine Stresssituation hätte hervorrufen können.
4 Monaten lang klappte das völlig problemlos und dann habe ich das Experiment freiwillig abgebrochen und der Dame ein eigenes „kinderfreundlicheres“ Terrarium eingerichtet, in welchem sie dann nach weiteren ca. 6,7  Monaten gebar.
Eine permanente Gruppen- oder Paar-Haltung würd ich allerdings auch nicht unbedingt empfehlen, auch wenn es unter bestimmten Voraussetzungen gut klappt. Sicher ist sicher und bei einer Paarhaltung muss man die Tiere früher oder später sowieso separieren wenn die Geburt des Nachwuchses ansteht. In der Natur findet man diese Tiere ja zudem auch nicht zusammen und ein ständiger Überfluss an Nahrung und Wasser ist sicher auch alles andere als natürlich.

Terrarium/Einrichtung:

Da es sich bei P.villosus um einen grösseren und auch relativ aktiven Skorpion handelt, sollte auch für ein genügend grosses Glasterrarium gesorgt werden. Das Terrarium muss über ein gutes Luftaustauschsystem verfügen und bei der Standortwahl muss darauf geachtet werden, dass es nicht direktem Sonnenlicht ausgesetzt ist, da sich ansonsten eine zu starke Hitzeentwicklung bilden kann. Mindestgrössen werden oft mit 30x30cm angegeben, allerdings find ich das persönlich für diese Art etwas zu knapp bemessen…und es muss ja auch nicht immer nur das Minimum sein, oder? Die Klimasteuerung ist in einem grösseren Terrarium zudem auch einfacher und die Einrichtungsmöglichkeiten sind grösser. Ich halte meine Tiere alle jeweils in einem 60x40cm Glasterrarium und jedes einzelne Tier nutzt täglich den ganzen gebotenen Platz.

Meine Afrikafront

 


Es sollte weiter für eine möglichst habitatsgetreue Einrichtung gesorgt werden. Reichlich (mindestens 10, 15 cm) grabfähiges Lehm/Sand-Gemisch einfügen, und mehrere Versteckmöglichkeiten mit Steinen (allenfalls auch Korkhöhlen) anbieten. Man kann auch nur ein fertig hergerichtetes Versteck anbieten und die anderen etwas andeuten, dann buddelt sich an diesen Stellen der Skorpion unter Umständen sein eigenes Versteck, was auch sehr interessant zu beobachten ist. Nur Sand ist als Substrat nicht so gut geeignet, die Tiere mögen es lieber wenn der Untergrund nicht allzu sehr nach gibt und graben ist in reinem Sand ja auch nicht einfach. Das Substrat muss etwas angefeuchtet werden und wird dann schichtweise eingefügt und jeweils etwas fest gepresst. Man muss darauf achten, dass Versteckmöglichkeiten wie Steine nicht einfallen können falls die Tiere dort graben, ansonsten hat man unter Umständen nicht lange Freude an seinen Tieren! Eine Sand/Lehm-Mischung mit hohem Lehmanteil eignet sich hervorragend zum Gestalten der Umgebung und z.B. zur Befestigung von stützenden Elementen, ansonsten ist der Lehmanteil natürlich etwas niedriger zu halten, damit die Tiere noch gut graben können. Wenn man das Substrat in Richtung Rückwand ansteigend auffüllt, kann man etwas Fläche gewinnen und die Landschaft wird dem Beobachter quasi mehr präsentiert. Das Substrat sollte vor Einzug der Tiere auch in tieferen Zonen gut ausgetrocknet sein!
Vorgefertigte Verstecke an einem Scheibenrand wo man Einblick hat werden auch gerne von manchem Halter angeboten, hierbei sollte man beachten, dass man nur ganz selten einen Blick hinein wirft und das Versteck ansonsten wie es sich für ein Versteck gehört, dunkel ist (Scheibe z.B. abkleben), denn die Tiere können, wie ja bereits erwähnt, sehr sensibel auf Störungen im Versteck reagieren.
Ein kleines, flaches Trinkgefäss worin man alle 1, 2 Wochen etwas Wasser anbietet wird auch unbedingt benötigt.


0.1 "oranje" beim trinken


0.1 "oranje" am Kauftag. Wurde beim Händler viel zu lange trocken gehalten und hat dann bei mir erstmal gierig das angebotene Wasser leer getrunken und sich dann in den Wassertrog gequetscht um jedes Tröpfchen Feuchtigkeit aufzunehmen (klassische Situation).


Weiter kann man senkrecht stehende Klettermöglichkeiten wie z.B. Korkwände einbauen, die erhöhen den Aktionsradius und werden ab und an auch gerne genutzt, insbesondere bei der Verpaarung.
Als Deko kann man der Fantasie freien Lauf lassen. In meinen Terrarien habe ich Plastik-Kakteen, Rindenstücke, dörre Grashalme und Steine aller Grössen. An der Terrariumrückwand habe ich von aussen ein passendes Landschaftsbild angebracht.
Wenn die Einrichtung steht, sollte man noch die nötigen Schutzmassnahmen für stark giftige Tiere vornehmen. Natürlich ist eine gute Abschlussvorrichtung bei Gifttieren Pflicht. Dann brauchts noch einen gut sichtbaren Gift-Warnkleber am Terrarium, so dass jeder Bescheid weiss und kein Besuch auf irgendwelche dummen Ideen kommt.




 
Zusätzlich empfiehlt es sich auch noch die Notrufnummer des nächsten Toxikologischen Centers immer in der Nähe zu haben, dann hat man bei einem Stichunfall alles bereit und ist gut vorbereitet, was auch etwas mehr Sicherheit und weniger Hektik bedeutet, was wiederum bewirkt, dass sich das Gift nicht ganz so schnell im Körper ausbreitet.
 

Klima/Beleuchtung:

Die Temperaturen in Namibia schwanken je nach Ort, Tag- und Jahres-Zeit stark. Klimadaten zu den einzelnen Ortschaften sind im Internet ersichtlich. Im Terrarium wird eine Temperatur um die 30°C empfohlen, mit einer lokalen Stelle die von einem Wärmestrahler auf etwa 40°C erhitzt wird, so kann das Tier den Bedürfnissen entsprechend den gerade geeignetsten Platz aussuchen. Der Strahler sollte etwa im 12 Stunden-Rhythmus an sein. Weitere Beleuchtung ist nicht von Nöten, es sei denn man arbeitet mit echten Pflanzen. Theoretisch kann man die Tiere im Dunkeln halten, allerdings sollte ein natürlicher Rhythmus gewährleistet sein insofern  "braucht" es eine Beleuchtung. Wärmematten zur Temperatursteigerung bei Skorpionen benutzt niemand und davon sollte man auch die Finger lassen. Wer trotzdem unbedingt  mit Wärmematten arbeiten will darf nicht vergessen, dass die Matte auf keinem Fall unten am Terrarium angebracht werden sollte. Die Wärmequelle sollte von oben kommen, denn wenn es den Tierchen zu warm ist, verkriechen sie sich bekannter Weise instinktiv nach unten in das vermeintlich  kühlere Versteck (wohin auch sonst?), was bei einer Matte unten natürlich genau das Gegenteil bedeutet und unter Umständen fatale Folgen haben kann.
Eine starke Temperaturabsenkung in der Nacht macht den Tieren nichts aus, da diese auch in freier Natur gegeben ist...zwischen 17 und 25 Grad wird empfohlen.
Die Luftfeuchtigkeitswerte sollten 30-40% aufweisen (In der Nacht etwas höher), wobei der Oranje- und Typical-Farbmorph auf Grund ihres Verbreitungsgebiets gerne auch etwas feuchter (40-50%) gehalten werden können. Da die Tiere in der Natur  z.T. in semiariden Gebieten leben wo morgens auch mal Nebel den Boden bedeckt (Skelettküste), empfiehlt es sich alle 2 Wochen mal etwas Wasser zu sprayen. Eine kleine Stelle im Terrarium kann man auch etwas öfter sprayen (Idealerweise bei Trinknapf), damit die Tiere auch hier die gerade gewünschten Verhältnisse aufsuchen können (aber auf keinen Fall ständig feucht halten!). Wer ein etwas grösseres Terrarium hat, kann wie erwähnt besser verschiedene Klimazonen bewerkstelligen. In meinen Terrarien ist der Wärmestrahler zumeist in einer Ecke, so ist der entgegengesetzte Teil des Terrariums deutlich kühler. Die Skorpione haben so verschiedene Verstecke mit verschiedenen Werten und die Tiere nutzen auch die jeweils gerade Geeignetsten.
Die Winterzeit kann man simulieren in dem man im Oktober die Temperaturen langsam etwas runter fährt (Beleuchtung schrittweise weniger lang an lässt). Im November sollte man sie dann auf Zimmertemperatur halten (Damit man nicht aufs Licht verzichten muss, kann man Lampen mit niedereren Wattzahlen benutzen). Am März werden die Temperaturen wieder schrittweise gesteigert.
Eine natürliche Simulierung der Jahreszeiten kann sich positiv auf die Lebenserwartung der Tiere auswirken, bestimmt aber soll es einen Einfluss auf das Paarungsverhalten haben.


Reinigung/Handhabung:

Die Arbeiten im Terrarium sind gering und sind vorzugsweise tagsüber zu entrichten wenn die Tiere in den Verstecken sind. Wenn die Scheibe verschmutzt ist, kann man die bei Bedarf mit etwas Wasser oder mit speziellem Terrariumreiniger putzen. Wenn man Reste der Futtertiere vorfindet (Beine, Flügel etc.) nimmt man diese heraus, genauso wie Kotstücke.
Man sollte die Tiere aber ohnehin nicht zu viel stören und auch auf Grund der Gefahr die Arbeiten im Terrarium immer auf ein Minimum beschränken.
Wenn man im Terrarium hantiert, sollte man den Aufenthaltsort der Tiere kennen und immer im Auge behalten. Wenn die Tiere nicht im Versteck sind, ist es unter Umständen besser man treibt sie in selbiges bevor man im Terrarium hantiert. Oft genügt dafür etwas pusten, ansonsten kann man z.B. mit einem langen Pinsel vorsichtig etwas nachhelfen. Mit dem Pinsel kann man nicht nur die Tiere sanft wegscheuchen wenn es sein muss, er eignet sich auch zum Sand aus der Führungsschiene der Scheibe zu wischen oder die Trinkbehälter zu säubern. Mit einer langen Pinzette nimmt man den Abfall raus und wenn längere Arbeiten anstehen sind die Tiere damit natürlich zuerst zu entnehmen. Pinsel und vor allem eine ausreichend lange Pinzette sind daher unverzichtbar und gehören zu den Anschaffungen eines jeden Skorpionhalters. Allenfalls empfiehlt es sich auch mit einer Brille zu arbeiten, da Parabuthus villosus wie erwähnt Gift verspritzen kann. Wenn man einen Stein oder ein Stück Rinde heben muss wo der Skorpion sich darunter befindet, kann man dies mit speziellen Schutzhandschuhen machen um ganz sicher zu gehen.


Arbeitswerkzeug in verschiedener Grösse und Ausführung. Die Scherenpinzette kann ich nicht empfehlen, mit der habe ich zu wenig Feingefühl.




Für die Entnahme der Skorpione gibt es verschiedene Techniken.
Mit einer genügend grossen Pinzette greift man den Skorpion zwischen den oberen Schwanzsegmenten. Nicht zu fest drücken, allerdings auch nicht zu locker, denn die Tierchen winden sich zum Teil ziemlich heftig um der Umklammerung zu entkommen. Der Transfair sollte schnell von statten gehen, daher ist darauf zu achten, dass sich der Behälter in den der Skorpion kommt bereits in der Nähe befindet. Eine weitere Methode die Tiere zu fangen besteht darin einen Behälter über sie zu stülpen und dann mit dem Deckel unten vorsichtig zu schieben. Oder man stellt den Behälter hochkant hin, treibt den Skorpion hinein und kippt dann den Behälter. Bei jeder Variante ist natürlich äusserste Vorsicht geboten, man sollte zuvor erst mal die Türe schliessen und zudem auch einen Notfallplan bereit halten und wissen was zu tun ist wenn eines der Tiere abhauen kann.


Ernährung:

Die Fütterungszeit ist natürlich immer ein spezielles Ereignis. Es ist sehr interessant zu beobachten wie sie ihren Stachel chirurgisch genau an den passenden Stellen einsetzen. Manche Tiere lähmen ihre Beute und transportieren ihr Mahl dann auf dem Rücken in den Unterschlupf um es dort dann in Ruhe zu verspeisen.
Parabuthus villosus kann fast alles überwältigen was etwa gleichgross ist.
Als Futtertiere reicht man Heimchen, Grillen, Heuschrecken oder Schaben. Eine abwechslungsreiche Ernährung kann auch Skorpionen nicht schaden, deshalb kann man ruhig unterschiedliche Futtertiere anbieten.
Es gibt Berichte die erwähnen, dass P. villosus neben den normalen Beutetieren auch mal eine Eidechse oder Maus erbeutet, allerdings ist das (wenn wahr) sicher die seltene Ausnahme. Auf Grund solcher Angaben gibt es vereinzelt Halter die ihren Tieren kleine Mäuse verfüttern, allerdings wird das äusserst kontrovers diskutiert. Ich lehne so etwas aus diversen Gründen strikte ab. Erstes ist es völlig unnötig, denn Insekten bieten nicht nur eine natürliche, sondern bekannter Weise auch eine vollkommen ausreichende Ernährung. Zweitens weisen Säugetiere zudem ein anderes Nervensystem als Insekten auf und es wird angenommen, dass die Tiere deshalb höchstwahrscheinlich ein stärkeres Schmerzempfinden aufweisen und viel mehr leiden, weshalb Mäuse als Futter auch aus ethischen Gesichtspunkten nicht vertretbar sind. Der harte Überlebenskampf der Mäuse ist nicht vergleichbar mit Insekten und das Verletzungsrisiko für die Skorpione ist zudem auch nicht unerheblich weshalb vernüftige Halter auf dieses unnötige Actionspektakel verzichtet, auf Youtube findet man leider genug schlechte Beispiele wenn man sich mal einen Eindruck davon verschaffen möchte. Es ist im Übrigen wohl auch verboten Säugetiere zu verfüttern wenn es nicht notwendig ist und bei Arthropoden ist es das mit Bestimmtheit nicht.
Wer möchte, kann seine Futtertiere selber züchten. So kann man die Futtertiere abwechslungsreich und gesund ernähren und pflegen, was letzten Endes dem Skorpion wieder zu gute kommt, und manche Futtertiere sind zudem auch noch interessante Beobachtungsobjekte. Natürlich bedeutet dies einen nicht unerheblichen Zeitmehraufwand für die Pflege und es lohnt sich rein wirtschaftlich gesehen natürlich nicht wenn man nur wenige Skorpione und/oder Spinnen hat. Die Futtertierzucht sollte sich aus gesundheitlichen Gründen in einem separaten Raum befinden und nicht bei den Skorpionen.
Auch Skorpione können übergewichtig werden! Da Parabuthus villosus in seinem ariden Habitat oft jede Fressgelegenheit wahrnehmen muss, fressen sie manchmal wohl auch mal etwas mehr als nötig, deshalb sollte man darauf achten die Tiere nicht zu mästen, das wirkt sich nebenbei auch negativ auf die Lebenserwartung aus. Ein fettleibiges Tier erkennt man an der Pleuralhaut, die zwischen den Rückensegmenten hervorquillt (Hab meine Black-Dame bereits übergewichtig gekauft, die lässt auch keine Gelegenheit aus um Beute zu machen). Manchmal ist dies aber auch ein Zeichen einer bevorstehenden Häutung oder einer Schwangerschaft und nicht jedes Tier frisst auch immer sofort was ihm angeboten wird. Manch adultes Tier kann auch schon mal eine „Fastenzeit“ von mehreren Wochen einlegen, daher sollte man sich nicht gleich verrückt machen lassen, wenn das Tier mal länger nichts frisst, die Tierchen halten Monate ohne Nahrung aus wenn es sein muss.
Manche Tiere entwickeln sogar Vorlieben zu bestimmten Futter und verschmähen anderes.
Es ist oft zu lesen, dass einige Halter ihre Tiere einmal pro Woche füttern. Natürlich hängt der Fütterungsrhythmus auch vom Alter der Skorpione oder der Futtertiergrösse ab. Da entwickelt man mit der Zeit ein Gespür für. Eine grosse argentinische Waldschabe alle 2,3 Wochen bei einem adulten Tier ist in der Regel absolut ausreichend. Ein trächtiges Weibchen oder vor allem aber auch Jungtiere benötigen auf Grund des Wachstums mehr Energie und sollten natürlich öfter gefüttert werden. Genauere Angaben dazu folgen noch im Aufzucht-Teil.
Wenn das Futtertier am zweiten Tag noch nicht gefressen wurde, entnimmt man es zur Sicherheit wieder, damit es nicht den Skorpion anknabbert (das kann z.B. bei einer Häutung passieren) und versucht es nach einer Woche nochmal.
Wenn sich ein Tier frisch gehäutet hat, muss man einige Tage warten bis der Chitinpanzer vollständig ausgehärtet ist bevor man wieder Futter reicht. Notfalls kann man aber auch ein bereits totes Tier reichen damit der Skorpion schneller wieder zu Kräften kommt. Meine Oranje Dame hat aufgetaute Heimchen und Schaben problemlos angenommen und auch ihre Jungen fressen aufgetaute Fliegen.


Verpaarung und Aufzucht:

Bevor man die beiden Tiere vorzugsweise im Frühling zusammen bringt, empfiehlt es sich erstmals beide Tiere gut zu füttern damit der Appetit aufeinander (nicht der sexuelle) minimiert wird. Dann kann man das Verhalten der beiden studieren in dem man das Terrarium mit einem Plexiglas oder Lochgitter teilt. Wenn sie keine Aggressionen zeigen kann man die Scheibe entfernen und hält sich bereit mit pusten und Pinzette energisch einzugreifen falls doch noch ein Kampf um Leben und Tod ausbrechen sollte. Im Normalfall sollte es diesbezüglich aber keine Probleme geben.
Wenn alles nach Plan läuft wird das Männchen in kürzester Zeit zum Weibchen gehen und sie dann an den Zangen packen (Bei meinen Oranjes hat sich lustiger Weise die Dame sofort auf die Suche nach dem Männchen gemacht). Der "Tanz" beginnt. Er zerrt das Weibchen durchs Terrarium und sucht nach einer geeigneten Stelle wo er sein Spermapaket platzieren kann, zwischendurch wird auch mal wieder eine Pause eigelegt, die Partnerin immer fest im Griff.

Schöpferische Pause bei Parungsakt?


Manchmal kann das Männchen das Weibchen auch stechen um es leicht zu betäuben und gefügiger zu machen, wie vermutet wird (Dieses Verhalten konnte ich bei meinen Tieren nicht beobachten). Diese Stichversuche sind nicht so hektisch und aggressiv wie wenn es ums Überleben geht und sind gut zu unterscheiden.
Der Tanz kann dann eine Weile dauern (Minuten bis Stunden). Hat er sein Paket an einer geeigneten Stelle platziert (vorzugsweise an einer senkrechten Fläche, wie ich mehrmals an verschiedenen Stellen bei meinen Tieren und in einigen Youtube-Videos beobachten konnte), dirigiert er das Weibchen mit ruckartigen Bewegungen darauf.

Spermapaket (Spermatophor) "oranje". Übergabe hat wie man sieht nicht ganz geklappt, das Männchen wurde zu früh nervös und türmte.


Sobald sie das Packet aufgenommen hat, lässt er sie los und ergreift meist hektisch die Flucht, während das Weibchen im ersten Moment auch oft aggressiv reagiert. Es ist erstaunlich und lustig zu beobachten wie das kleinere Männchen die Dame völlig furchtlos und ziemlich rabiat durchs ganze Terrarium zerrt und sich dann nach der Paketübergabe panisch vor Angst im Eiltempo aus dem Staub macht. Nach dem Akt kann man ihn auch wieder aus dem Terrarium entfernen. Das Weibchen wird dann mit andauernder Schwangerschaft immer dicker und wenn ihr Bauch (Pleuralmembran) einen Glanz annimmt, dauert es in der Regel nur noch wenige Wochen bis zur Geburt.
Die Tragzeit beträgt etwa 1 Jahr wenn alles passt, kann aber scheinbar auch erheblich verzögert werden. Meine Dame hat 10 ½ Monate nach dem ersten (von 3 beobachteten) Paarungstänzen geworfen.
Bei Störungen soll das Weibchen auch eine Fehlgeburt einleiten können, insofern sollte man diesbezüglich speziell darauf achten die Tiere keinem Stress auszusetzen.
Steht der Wurf kurz bevor, kann man die Dame in ein übersichtlich gestaltetes Wurfbecken umsiedeln wenn das nicht schon vorher gemacht wurde. Ansonsten sollte man bei einer Paarhaltung den Bock spätestens jetzt separieren.
Sie wird dann 30-120 weisse Miniskorpione zur Welt bringen die sogleich den Rücken der Mutter erklimmen.


Mutter mit Jungtieren


Im Gegensatz zu Vogelspinnen, welche Eier in einen Kokon legen, gebären Skorpione lebend. So eine Geburt ist natürlich sehr kräfteraubend. Einzelne schwächere Jungtiere und unbefruchtete Eier werden von der Mutter dann allenfalls verspeist.
Man kann der geschwächten Mutter nach der Geburt auch versuchen ein gequetschtes Heimchen zu reichen, damit sie sich nicht gleich beim eigenen Nachwuchs bedient.
Da meine Dame in der Höhle mit den Kleinen kaum zu sehen war, habe ich 1,2 Tage nach dem Wurf einen dünnen langen Faden am Bein einer tiefgefrorenen Schabe befestigt und die Schabe dann aufgetaut und etwas in die Höhle geschubst (Den Faden hab ich befestigt, damit ich das Futtertier oder Reste wieder problemlos rausziehen konnte und auch erkenne ob die Mutter das Futter angenommen hat). Als ich ihr dieses Futter angeboten habe verschwand der Faden wenige Sekunden später etwas tiefer in die Höhle und bewegte sich dann ständig, was mir mitteilte, dass die Mutter das Futter dankbar angenommen hatte. Einen Tag danach hab ich den Faden dann mit einem Bein daran wieder entnommen und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen als ich dabei an eine James Bond Piranhaszene denken musste. Der Mutter kann man so wöchentlich eine Schabe anbieten bis man die Kleinen dann separiert hat.
Die jungen Skorpione verbringen dann die erste Zeit auf dem Rücken der Mutter und ernähren sich von körpereigenen Reserven. Nach 1-2 Wochen häuten sie sich dort zum 2. Instar und werden dadurch selbstständig. Sie sind dann voll giftig und können selber Beute erlegen. Kleinere Erkundungstouren werden dann unternommen, aber sie bleiben trotzdem noch in der Nähe der Mutter und besuchen auch immer wieder mal ihr Rücken. Bei meinen Tieren war dies nach15 Tagen soweit.
Der Rücken der Mutter wird von den Jungtieren mit der Zeit dann immer weniger aufgesucht, das ist auch der Zeitpunkt wo man den Kleinen ein eigenes Zuhause gibt. Ich konnte dann 75 Jungskorpione einsammeln.


gut getarnter 0.0.1 "oranje", ca. 1 Monat alt und 1 cm gross



Hier noch ein Geschwister im Vergleich zu einem Zündholzkopf



Ab nun wird alles etwas aufwendiger, da man alle Tiere öfter Füttern muss und auch die Klimaparameter in den einzelnen Boxen passend erhalten muss.
In der Regel bekommt jeder ein eigenes Zuhause (Bsp. Heimchenbox), denn die Ausfälle auf Grund von Kannibalismus (speziell bei Häutungen) sollen laut einiger Berichte nicht unerheblich bei dieser Art sein. Es gibt allerdings auch Berichte die von so gut wie keinen Verlusten sprechen. Wenn man mehrere Jungtiere zusammen aufzieht muss man auf alle Fälle für ausreichend Versteckmöglichkeiten und Futter sorgen, so kann man kannibalische Aktivitäten zumindest auf ein Minimum reduzieren.
Die Jungtiere dehydrieren schnell, daher sollte man alle 2,3 Tage das Substrat gut anfeuchten und das Klima etwas feuchter und nicht ganz so heiss (ca. 50-60% und 25-28°C) halten wie es bei den adulten Tieren der Fall ist.  Eine höhere Luftfeuchtigkeit ist auch deshalb wichtig, weil sich die kleinen natürlich oft Häuten und bei einer Häutung eine höhere Luftfeuchtigkeit sehr hilfreich ist, denn die Kleinen können bei zu trockener Haltung gerne mal in der Haut steckenbleiben und somit verenden. Zu feuchte Haltung bringt allerdings die Gefahr einer Verpilzung mit sich, auf welche die Kleinen ebenfalls sehr anfällig sein sollen.
Kleine Asseln, Miniheimchen, Babygrillen und frisch geschlüpfte Schaben kann man  alle 2,3 Tage verfüttern. Grösse der Futtertiere und Abstand der Fütterung wächst natürlich mit den Tieren
.


Babygrille
 




Gift:

In Südafrika gibt es „nur“ 1-4 Todesfälle pro Jahr welche alle auf Stiche der Gattung Parabuthus zurückzuführen sind. Bei einer 5 järigen Studie (1987-1992) in der südafrikanischen Provinz Westkap gab es 42 ernsthafte Skorpionstichunfälle wobei es für 4 Kinder tödlich endete. Parabuthus granulatus war dabei der Haupttäter und verantwortlich für 3 Todesfälle und Parabuthus caprensis vermutlich für den vierten, allerdings konnte die Art nicht bestimmt werden da er nicht mehr gefunden werden konnte. Parabuthus transvaalicus ist der Hauptverantwortliche für viele ernsthafte und tödliche Unfälle in Simbabwe. Parabuthus mossambicensis ist auch bekannt für viele ernsthafte Zwischenfälle. Alle Tiere der Gattung Parabuthus, speziell P. kalaharicus, P. schlechteri und P. villosus müssen als potentiell tödlich betrachtet werden.
Für Kinder, ältere, schwächere, Herzkranke und allergisch reagierende Menschen kann ein Stich von P. villosus eine Lebensgefahr darstellen, ansonsten sollte es in der Regel für einen gesunden Erwachsenen bei guter medizinischer Versorgung nicht gleich lebensbedrohlich werden. Mit sehr starken Schmerzen muss man aber mindestens rechnen.
Die an Mäusen getestete letale Dosis (LD-50 Wert) beträgt 5,75mg pro kg. Beim 4-Stufenmodell med. Behandlung mit Gattungszuweisung steht P.villosus bei Stufe 3.5 und zählt zu den medizinisch bedeutsamen Skorpionen.
Er ist sicher einer der gefährlichsten Skorpione im südlichen Afrika. Die Gefahr liegt dabei aber weniger im Gift selbst (Diverse Skorpione besitzen ein potenteres Gift), sondern in der Giftmenge. Durch die grosse Giftblase kann P. villosus viel seines immer noch sehr potenten Giftes injizieren (Giftblase soll bis zu 12 mg Trockengift beinhalten können). Es gib aber wie bereits erwähnt dutzende Arten die ein potenteres Gift als P. villosus haben, hier mal ein paar LD-50 Werte zum Vergleich von giftigeren Skorpionen: Sein nächster Verwanter, der Parabuthus transvaalicus hat Gift mit einem LD-50 Wert von 4,25 mg pro Kg. Zu den giftigsten Skorpionen zählt die Gattung Androctonus z.B. der Androctonus australis (Saharaskorpion oder auch als gelber Dickschwanzskorpion bekannt) aus Nordafrika und Südasien mit 0,32mg/Kg (Was den Werten vom Gift einer schwarzen Mamba entspricht). Die Gattung Tityus wie z.B. der Tityus serrulatus aus Südamerika/Brasilien ist mit 0,43 mg/Kg auch stark giftig, wie auch der wohl giftigste Skorpion weltweit, der Leiurus quinquestriatus (Gelber Mittelmeerskorpion oder auch als Deathstalker bekannt), welcher von Nordafrika bis zur Türkei verbreitet ist und etwa 0,25 mg/Kg aufweist. Es gibt aber auch noch Skorpione wie den im Iran und Pakistan beheimateten und ebenfalls berüchtigten  Hemiscorpius lepturus welcher mit 5,81mg/Kg etwa gleich giftig ist wie der Parabuthus villosus aber dessen Gift wirkt  nekrotisch, das bedeutet es zerstört Blutzellen und Gewebe, was übelste und nicht wieder gut zu machende Schäden hinterlässt.
Da P. villosus das Gift auch verspritzen kann, ist besondere Vorsicht im Umgang mit den Tieren geboten. Wenn das Gift in die Augen gerät, ist es schnellstmöglich und gründlich mit Wasser auszuspülen, denn es kann von Schädigung der Hornhaut bis zur Erblindung führen.
Parabuthus villosus kann die Zusammensetzung des Giftes aktiv steuern. Man Unterscheidet dabei in 2 verschiedene Gifte. Bei geringer Reizung (Beispielsweise einem kleineren Beutetier) kommt das transparentere Prevenom zum Einsatz. Dieses Gift hat eine paralysierende Wirkung. Die darin enthaltenen Proteingifte die eine Herzmuskellähmung hervorrufen können, liegen nur in einer geringen Konzentration vor. Auch bei der Paarung kommt dieses Gift zum Einsatz.
Als Verteidigung gegen grössere Wirbeltiere wird das milchige, stärkere Postvenom injiziert, das sich vorwiegend aus Neurotoxinen und endogenen Katecholaminen zusammensetzt.
Das Gift löst bei Menschen starke Schmerzen sowie eine kardiale und zentralnervöse Symptomatik nach sich.
Antiseren gegen Skorpionstiche existieren zwar, allerdings wirken die nur bei einer Hand voll Arten und eine Verwendung bei P. villosus ist stark umstritten da die Gefahr nicht unerheblich sei, dass ein Serum sogar alles noch verschlimmert, so dass es nicht oft zum Einsatz kommt.
Als erstes bekommt man als Behandlung in der Regel eine Nitratinfusion und wenn die Schmerzen stark sind, kann eine Verabreichung eines Lokalanästhetikums zur Linderung führen.
Heisses Wasser soll angeblich auch helfen die Giftwirkung zu bekämpfen und das wird von vielen Völkern wie den Tuareg oder den Bushmännern in Südafrika so gehandhabt und auch einige Skorpionexperten schwören darauf, allerdings gibt es auch bei dieser Methode Gegner. Die einen Ärzte bestätigen eine Wirkung, die anderen aber vermissen wissenschaftliche Beweise. Es gibt auch Stimmen die vor einer möglichen Verschlimmerung bei dieser Behandlung warnen.

Genauere Angaben zu den möglichen Giftwirkungen von Parabuthus villosus:
Bei Erwachsenen treten die Symptome in den ersten 4, spätestens 12 Stunden auf.
Vegetatives Nervensystem:
Speichelfluss, Schweissausbruch, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall.
Neuro-Muskulär:
Muskelparalyse mit Schluck- und Sprech-Störungen, Potosis bis generalisierte Paralyse, Muskelkrämpfe und Muskelschmerzen, Schwäche, Tremor; gesteigerte Muskeleigenreflexe, Hyperästhesie, Ataxie, Ruhelosigkeit, Angst.
Zusätzlich:
Arterielle Hypertension, Tachykardie, selten Atemstörung, selten Atemdepression, beatmungspflichtig in Ausnahmefällen.

Verhalten nach einem Giftunfall:
Erstmal möglichst Ruhe bewahren, in der Regel wird es "nur" etwas schmerzhaft und nicht lebensgefährlich. Wenn man panisch reagiert verbreitet sich das Gift nur schneller. Danach sollte man das nächstgelegene Toxologische-Center kontaktieren und deren Anweisungen befolgen.
Es ist ratsam dass man sich für 12 Std. unter medizinische Kontrolle begibt, selbst wenn es letzlich nicht schlimm oder nötig sein sollte.
Bis man abgeholt wird, sollte man sich solange etwas hinlegen, die Beine leicht erhöht lagern und dafür sorgen dass man in der Wartezeit nicht alleine ist (Freund, Nachbar etc. kontaktieren).
Wenn man ängstlich wird und unbedingt lieber schnell selber ins Zentrum oder zum Arzt will, dann muss darauf geachtet werden, dass man von jemandem chauffiert wird. Auf keinen Fall selber fahren, da das Unfallrisiko aufgrund der Symptome erheblich erhöht ist!







Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden